Ist Kirche immer konservativ? Betrachtet man die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg, sieht es für manchen so aus, als ob Kirchen sich immer wieder über gesellschaftlichen Entwicklungen beschweren und den Verfall von Werten bemängeln. Und dann, nach einer Zeit des Meckerns, laufen sie den Veränderungen hinterher. Das lässt sich z.B. bei der Gleichberechtigung von Frauen, Schwulen und Lesben beobachten. Und so taucht mitunter der Gedanke auf, ob es nicht nur eine Frage der Zeit ist, bis christliche Werte sich vollständig aufgelöst haben. In dieser Podcastfolge überlegen wir, ob das Adjektiv “christlich” mit “konservativ” gleichzusetzen ist, ob christlicher Glaube progressives Potential in sich trägt und ob neben einem “Entweder Oder” auch noch andere Bewertungen zutreffen und hilfreich sind.
Im Gespräch reden wir über unsere Wahrnehmungen, wo Kirche uns als konservativ erscheint. Wir sprechen über Kirchengeschichte, über Jesus in der Beschreibung der Evangelien. Einen großen Teil nimmt das Nachdenken über kircheninterne Fachsprache und sprachliche Innovation ein. Der Vordenker christlicher Theologie, Paulus, ist uns ein Beispiel für einen kreativen Umgang von neuer Erfahrung und bekannter Tradition. Und wir kommen auf das Buch “Herr Sturm und die Farbe des Windes” zu sprechen. (Link zur Rezension-> ) Darin sieht Stephan ein gelungenes Beispiel dafür, wie man Gotteserfahrungen in eine Hülle packen kann, die versucht sich nicht altbekannter Floskeln zu bedienen.
Eingekocht von:
- Jana, Dietmar und Stephan an den Mikrofonen.
- Die Aufnahme gewürzt, abgemischt und abgeschmeckt hat Peter Nerlich.
- Ettiketiert und bebildert von Stephan Hartmann.
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Schmecken / Geschmack hat vordergründig mit Nahrungsaufnahme zu tun. (Wie war denn Omas Essen? Mit Gemüse und Obst aus dem Garten, Getreide vom Müller, Milch vom Bauern usw., bereiteten unsere Großmütter die Speisen weitgehend naturbelassen zu. Das schmeckte nicht nur gut – Vieles war obendrein auch gesünder als die heute oft auf die Schnelle unter Verwendung von Fix-Produkten hingezauberten Mahlzeiten bzw. eben mal in der Mikrowelle erhitztes Fastfood.) Unser Geschmack verändert sich aber im Lauf des Lebens – mitunter sogar in Bezug auf Speisen. Als Teil der Gesellschaft übernehmen wir von ihr nach und nach, zum Teil unbewusst, Trends – sowohl im Empfinden als auch im Denken und Handeln. Einige Vorlieben bleiben uns erhalten, andere gewinnen wir neu hinzu – privat daheim und auch im Kollektiv, etwa als Schwestern und Brüder unsrer Kirchengemeinde. Vielfältiges Gemeindelebens wird geprägt durch die verschiedenen Altersgruppen, teilweise zusätzlich durch unterschiedliche Kulturen. Wo nicht nur Jung und Alt miteinander Gemeindeleben pflegen, sondern auch Einheimische und Zugewanderte, da treffen viele Geschmäcker aufeinander – und nicht jedem schmeckt alles. Gibt es z. B. einen Musikstil, der allen Generationen und Kulturen gleichermaßen gefallen könnte? Das wäre sicher eine Ausnahme. Ich bin dankbar, dass in den Gottesdiensten meiner Heimatgemeinde Marienhöhe sowohl alte als such moderne geistliche Lieder gesungen werden und eine Vielfalt an Musikbeiträgen das Gemeindeleben bereichert. Als Seniorin halte ich mich nicht für das Maß aller Dinge und freue ich mich deshalb über jeden Musikbeitrag, auch wenn mancher nicht meinem bevorzugten Musikstil entspricht. An den leuchtenden Augen der jungen Leute, die die Musik vortragen, ist echte Begeisterung erkennbar. Darüber hinaus freue ich mich für unser Jungvolk, das sich von der Musik angesprochen fühlt. Gäbe es in meiner Gemeinde allerdings nur noch – also ausschließlich – Musikbeiträge dieser Art, bekäme ich möglicherweise irgendwann „Entzugserscheinungen“. Deshalb: Es lebe die Vielfalt!