Im Oktober 2024, kurz nach herausfordernden Landtagswahlen in drei ostdeutschen Bundesländern, frage heilig.Berlin mit einem Gespräch zur Zeit nach: „Rechtspopulismus und Kirche – Wie rechts muss Kirche jetzt sein?“
In einer Welt, die immer polarisierter wird, stellen sich die Kirchen die Herausforderung, wie sie sich gegenüber rechtspopulistischen Strömungen positionieren und Menschen für ihre Haltung überzeugen können. Dazu haben wir ein ökumenisch besetztes Podium eingeladen, um verschiedene Perspektiven zu teilen und einen offenen Dialog zu fördern.
René Pachmann, katholischer Hochschulseelsorger aus Frankfurt (Oder) und Mitglied der Grünen, erklärte, dass es wichtig ist, dass die Kirchen eine klare politische Position beziehen. Er betonte, dass der biblische Auftrag zur Solidarität oft mit linken gesellschaftlichen Positionen übereinstimmt. Die Kirchen sollten alle Menschen erreichen, ohne dass dies im Widerspruch zu seinem politischen Engagement steht.
Dr. Claudia Wein, kirchenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, stellte die Frage, wie “rechts” die Kirchen sein dürfen. Sie machte klar, dass Rechtsextremismus nicht akzeptabel ist und forderte, dass die Kirchen die Mitte der Gesellschaft im Blick behalten. Wein warnte davor, dass eine zu starke Abgrenzung von konservativen Positionen extreme Strömungen wie die AfD stärken könnte.
Timo Heimlich, Gründungspastor einer Freien Evangelischen Gemeinde in Pankow, sprach darüber, wie kirchliches Engagement oft politisch wahrgenommen wird. Er stellte fest, dass der Verkündigungsauftrag der Kirchen im Vordergrund steht. Heimlich hob hervor, dass gesellschaftliches Engagement wichtig ist, aber nicht immer parteipolitisch sein muss.
Sven Täuber, Pfarrer in Neuenhagen im Speckgürtel Berlins, sprach über den Spagat, sowohl konservative als auch progressive Gemeindemitglieder anzusprechen. Er kritisierte den Unvereinbarkeitsbeschluss der Evangelischen Kirche, der AfD-Mitgliedern kirchliche Ämter verweigert. Täuber wies darauf hin, dass die Strukturen der Kirche, wie der Gemeindekirchenrat und regelmäßige Treffen nach dem Gottesdienst, wichtig sind. Diese Formate fördern eine offene Gesprächskultur und erleichtern den Austausch.
Die Meinungsbeiträge des Publikums brachten Jana Kaufmann-Päschel und Laura Pilch als Anwältinnen des Publikums ein. Sie sammelten Positionsbestimmungen und Rückfragen aus dem Kirchsaal und aus dem Livestream auf YouTube. Diese Impulse gaben den Takt der Diskussion vor und ermöglichten einen breiten Austausch zwischen Podium und Teilnehmenden.
Das Gespräch, von Matthias Drodofsky moderiert, machte deutlich: Es gibt ein Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichem Engagement und Parteipolitik sowie zwischen konservativen und progressiven Kräften. Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass die Kirchen eine integrative Rolle spielen und sich als Anwältinnen der Marginalisierten und Diskriminierten positionieren sollten.